BeiStand. Ein Möbelstück für den letzten Lebensraum
Designer:
Louise Richter
Wie kann Gestaltung im Kontext des Sterbens als Vermittlerin zwischen körperlicher Abhängigkeit, menschlicher Würde und institutionellem Alltag wirken?
Diese Frage steht im Zentrum des Projekts „BeiStand.“, das sich mit der gestalterischen Umdeutung eines alltäglichen Objekts beschäftigt: dem Nachttisch in palliativen Settings. Ausgehend von einer Analyse des realen Pflegealltags auf der Palliativstation Erlangen sowie in Hospizen in Weimar und Bad Berka, versteht sich der entworfene Beistelltisch nicht nur als funktionales Möbel, sondern als aktives Bindeglied zwischen Mensch, Objektwelt und institutioneller Struktur.
Die Realität am Lebensende – das Pflegebett, das Krankenhauszimmer, das Nachtkästchen – wird dabei zur Projektionsfläche für eine Leerstelle, die gestalterisch bisher kaum betreten wurde.
Genau hier setzt das Projekt „BeiStand.“ an. Es begreift Gestaltung als verbindendes Element zwischen Mensch, Raum und Pflegepraxis. Im Zentrum steht ein Objekt, das unscheinbar, aber entscheidend ist: der Beistelltisch im palliativ-medizinischen Setting.
Gestaltung kann hier unterstützend wirken: Ein Tisch, den man selbst verstellen, befüllen oder nutzen kann, wird zur Möglichkeit, sich selbst wieder zu spiegeln – als Subjekt im Prozess des Sterbens, nicht bloß als Patient:in, sondern als Mensch, der bis zum Schluss würdevoll begleitet wird.
„BeiStand“ ist ein gestalterisches Plädoyer für eine Ethik des Lebensendes. In einem Feld, das von ökonomischer Unsichtbarkeit und kultureller Scheu geprägt ist, will das Projekt nicht nur ein Möbelstück entwickeln, sondern Bewusstsein schaffen: für den Wert der letzten Lebensphase, für die Relevanz von Gestaltung als Brücke zwischen Menschen und Dingen, für die Verantwortung, die Designer:innen in sensiblen Settings tragen.
In diesem Sinne ist der Nachttisch Symbol und Werkzeug zugleich – ein Objekt, das Sterben nicht „erleichtert“, aber würdigt. Ein Gegenstand, der zeigt: Auch am Ende ist Gestaltung möglich, unterstützend und notwendig.